Harald Derschka

akademischer Mitarbeiter im Fachbereich Geschichte und Soziologie an der Universität Konstanz

Forschungsschwerpunkte

  • Geistesgeschichte des hohen Mittelalters 
  • Südwestdeutsche Landesgeschichte
  • Rechts- und Verfassungsgeschichte
  • Fundnumismatik und Geldgeschichte


Aktuelles Forschungsvorhaben

DFG-gestütztes Forschungsprojekt: Das Reichenauer Lehenbuch Abt Friedrichs von Wartenberg (1428-1453)

Das Vorhaben beinhaltet die fachgerechte Edition des Reichenauer Lehenbuches Abt Friedrichs von Wartenberg (1428-1453) und die Auswertung dieser Quelle unter herrschafts-, sozial- und rechtsgeschichtlichen Fragestellungen. Das 358 Seiten starke, im Generallandesarchiv Karlsruhe verwahrte Lehenbuch ist eine zentrale Quelle für die Herrschaftspraxis und die Schriftlichkeit der spätmittelalterlichen Reichenau. Es enthält Aufzeichnungen über mehrere tausend Belehnungsvorgänge aus der Regierungszeit Abt Friedrichs. Dabei wechseln kurze Belehnungsnotizen mit vollständigen Abschriften ganzer Lehenbriefe; ritterliche und bäuerliche Lehen stehen unterschiedslos nebeneinander. Die Volledition ermöglicht die Rekonstruktion des Geschäftsganges und der Arbeitsweise der Reichenauer Kanzlei. Es erfolgt eine genaue Identifikation der Lehenobjekte, um den Umfang des Reichenauer Grundbesitzes und seine wirtschaftliche Bedeutung zu ermitteln. Die Identifikation derjenigen Personen und Institutionen, die sich Reichenau durch die Belehnungen verpflichtete, erlaubt eine Rekonstruktion des Netzwerkes, auf das sich der Abt bei der herrschaftlichen Erschließung des westlichen Bodenseeraumes stützte. Das Vorhaben erfüllt ein Desiderat: Während die früh- bis hochmittelalterliche "Blütezeit" der Reichenau zu den prominenten Gegenständen der südwestdeutschen Landesgeschichte zählt, bestehen im Hinblick auf das Spätmittelalter bemerkenswerte Forschungsrückstände. Die Bearbeitung des Lehenbuches - die in der älteren Forschung bereits angemahnt wurde - wird aufzeigen, dass und inwiefern die Abtei Reichenau auf regionaler Ebene auch im Spätmittelalter weiterhin als wichtiger Machtfaktor wirksam war. Die Untersuchung ist grenzüberschreitend, insofern die deutsche und die schweizerische Seite des westlichen Bodenseeraumes betroffen sind.


Vita

  • seit 2013: Akademischer Mitarbeiter (Projektleiter) im Fachbereich Geschichte und Soziologie der Universität Konstanz für das DFG-gestützte Forschungsprojekt: Das Reichenauer Lehenbuch Abt Friedrichs von Wartenberg (1428-1453) 
  • 2012: Akademischer Angestellter im Exzellenzcluster 16 "Kulturelle Grundlagen von Integration" der Universität Konstanz
  • 2011-2012: Vertretung der Professur "Geschichte der Religionen" (Prof. Dr. Dorothea Weltecke) an der Universität Konstanz
  • 2011: Habilitation, Venia legendi für das Fach Geschichte des Mittelalters
  • 2008-2011 akademischer Angestellter im Exzellenzcluster „Kulturelle Grundlagen von Integration" (Habilitation „Die Lehre von den vier Säften des menschlichen Körpers als Persönlichkeitstheorie des 12. Jahrhunderts")
  • 1998–2008 wissenschaftlicher Angestellter am Lehrstuhl für Deutsche Rechtsgeschichte, Universität Konstanz
  • 2000–2003 Mitarbeit im DFG-Projekt: Mühlberg-Ensemble in Kempten, Sachkultur und Sozialtopographie (Inventarisierung und Auswertung der Fundmünzen)
  • 1996–1998 Promotionsstudium in Konstanz
  • 1990–1996 Studium der Geschichte und der Philosophie an der Universität Konstanz
  • Seit 2004 im Vorstand des Vereins für Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung
  • 2001–2007 im Vorstand der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft für Fundmünzen



Hauptgrafik: Auszug aus dem Lehenbuch des Reichenauer Abtes Friedrich von Wartenberg (1428-1453), Generallandesarchiv Karlsruhe 67/1099, S. 359.